Wenn monatelange Arbeit in wenigen Stunden verpufft.
Wir Autor*innen kennen es alle, die Aufregung vor der Veröffentlichung, die Hoffnung, dass es möglichst vielen Leser*innen gefällt und auch die Angst, im Veröffentlichungs-Wirrwarr unterzugehen. Immerhin ist es schwer genug, überhaupt wahrgenommen zu werden. Es gibt so viele begnadete und auch talentierte Autor*innen.
Meine ersten Romane sind in einem Kleinverlag erschienen. Die erste Reihe verkaufte sich wunderbar, die zweite weniger, sodass ich kurzerhand aussortiert wurde. Das ist leider die traurige Wahrheit, da werde ich nichts schönreden. 2020 habe ich mein erstes Buch als Selfbuplisherin herausgebracht. Es war ein Mix aus Dark Romance und Psychothriller, ziemlich ungewöhnlich also. Dennoch lief es ganz gut und hat mir den Weg für mehr geebnet. Die folgende Reihe meiner Rockstars war eine Art Mini-Durchbruch. Ich bin bei Weitem nicht so bekannt wie Poppy J. Anderson oder auch Jane S. Wonda, aber ich habe mittlerweile eine Fanbase. Eine hübsche kleine.
Eine andere Reihe, ein Spin-Off meiner Rockstars, lief weniger gut, aber das war in Ordnung. Es kann immerhin nicht jedes Buch gleich gut ankommen, da viele Faktoren mitspielen. Die Reihe hat auch ihre Fans, die Bücher verkauften sich in normalem Rahmen. Nicht auffällig gut aber auch nicht auffällig schlecht.
Es könnte doch alles so einfach sein.
In den Jahren, in denen ich selbst veröffentliche, habe ich von vielen Autor*innen gehört, wie ihre Veröffentlichungen sabotiert wurden, zum Glück wurde ich immer davon verschont.
Bis jetzt.
"We Are Infinite" ist schon am ersten Tag gnadenlos abgesoffen.
Man könnte jetzt sagen: Tja, einfach mal Pech gehabt. Aber wenn in den ersten zwei Tagen schon mehr negative als positive Sterne reinflattern, glaube ich nicht mehr an Zufälle. Immerhin ist es so einfach, bei Amazon einmal nur einen Stern zu vergeben. Das ist schnell getan. Zudem führe ich jetzt einen Verlag, ich bin sicher, dass die Tatsache da ebenfalls mitspielt. Warum man das boykottieren muss? Gute Frage.
Es ist doch wunderbar, dass es eine so große Vielfalt an Verlagen und Autor*innen gibt, es gibt Millionen Leser*innen, niemand muss auf irgendetwas verzichten(!!!).
Und doch ist es längst ein offenes Geheimnis, dass andere Autor*innen und auch ihre White Knights auf die Jagd gehen, um andere Schreiberlinge zu sabotieren.
Was sie selbst davon haben? Das frage ich mich auch.
Vielleicht einen kurzen Kick über das vermeidliche Versagen anderer. Vielleicht ist der Neid zu groß. Vielleicht fühlen sie sich bedroht. Nun gut, wenn das eigene Leben so scheiße ist, muss man es vielleicht tun, fürs Ego. Oder so. Wer weiß das schon, das können nur die Menschen beantworten, die so etwas tun.
Darf ich als Autor*in überhaupt andere Bücher rezensieren?
Eindeutig ja.
Als ich anfing zu veröffentlichen, sagte man mir, man solle es vermeiden, andere zu bewerten. Das halte ich mittlerweile für Schwachsinn. Es gibt schließlich genug Bloggende, die Autor*in werden und weiterhin Bücher rezensieren. Wieso darf man keine Meinung zu anderen Büchern mehr haben? Wenn man alles begründen kann, wenn man sich die Zeit nimmt und eine ordentliche Rezension schreibt, können andere vielleicht noch davon profitieren.
Ich habe auch schon Bücher rezensiert, aber ich würde bei einer negativen Rezension niemals am Releasetag losziehen und sie veröffentlichen. Immerhin ist mir klar, was das gerade für kleinere Autor*innen bedeuten kann.
Was bedeuten die Sterne für uns Autor*innen?
Das betrifft natürlich hauptsächlich die Selfpublisher oder die kleinen Verlage, die auf Amazon angewiesen sind. Immerhin ist es nach wie vor die Einnahmequelle Nummer eins für uns. Und natürlich geht es hier auch ums Geld, zumindest wenn man davon leben muss/will.
Wie der Algorithmus bei Amazon genau funktioniert, das weiß nur Amazon selbst. Bücher mit guten Bewertungen werden allerdings häufiger angezeigt, als die mit weniger guten. Was mehrere 1-Sterne-Bewertungen für jemanden bedeuten, der nicht schon am ersten Tag 100 Rezensionen bekommt, sollte klar sein. Die Bewertung sinkt rapide und der Roman verschwindet im Amazon-Nirwana.
Für jemanden, dem du ein Dorn im Auge bist, ist es also leicht, dich mit der Masche "loszuwerden".
Was bleibt ...
Was bleibt ist die Frage nach dem Warum.
Was bleibt ist Frust.
Ermüdung.
Resignation.
Und danach?
Man hat zwei Möglichkeiten. Sich Ewigkeiten darüber ärgern oder auf das nächste Buch konzentrieren und es annehmen, wie ist es. Auch wenn es hart ist, das zu schlucken. Nach dem Buch ist schließlich vor dem Buch.
Ich habe meine Frustrations-Energie in Beiträge auf Insta sowie neue Designs für den Webseiten-Shop gesteckt. So ist die "Fuck Off"-Serie entstanden.
In dem Sinne:
Ich wünsche allen Kolleg*innen da draußen, dass euch niemals so etwas passiert. Und wenn doch, hoffe ich, dass ihr euch davon nicht unterkriegen lasst.
😘